
FACHBEREICHE
Fremdsprachen
An unserer Schule werden Englisch und Russisch von der 1. bis zur 12. Klasse unterrichtet. Anfangs lernen die Kinder die Fremdsprachen hauptsächlich durch Lieder, Reime, kleine Spiele und Geschichten – also vor allem durch die mündliche Arbeit – kennen. Das bedeutet, dass die Kinder zunächst vor allem über das Hören und das chorische Sprechen in den neuen Sprachklang eintauchen.
Ab der 3. oder 4. Klasse beginnt das Schreiben und Lesen vertrauter Wörter, Gedichte oder Geschichten in der Fremdsprache. Gleichzeitig werden sie sich über erste Strukturen in der Fremdsprache, die sie bisher nur indirekt in der mündlichen Arbeit kennengelernt haben, bewusst.
Etwa ab der 5. Klasse beginnt die Auseinandersetzung mit den Sprachgesetzmäßigkeiten und die Grammatik wird sukzessive aufgebaut. In diesem Zeitraum beginnen die Schüler_innen auch – in Russisch etwas später als in Englisch – sich freier in der Sprache zu bewegen und ihr Können praktisch anzuwenden. Manche Klassen inszenieren schon in diesen ersten Jahren des Fremdsprachenunterrichtes kleine Szenen oder Theaterstücke und führen sie den Mitschüler_innen vor. Sprachkompetenzen wie Lesen, Sprechen, Hören und Schreiben werden gezielt geübt.
Darüber hinaus lernen die Schüler viel Wissenswertes zur jeweiligen Landeskunde kennen. Mit zunehmender Sprachkompetenz erweitern die Schüler_innen in der Oberstufe ihre Möglichkeiten, sich mit Kultur und Literatur der jeweiligen Länder auseinanderzusetzen.
Ab der 9. Klasse haben die Schüler_innen die Möglichkeit, im Rahmen einer Erprobungsphase Spanisch freiwillig und zusätzlich als dritte Fremdsprache zu erlernen. Nach Ende dieser Erprobungsphase werden wir entscheiden, wie es mit der dritten Fremdsprache an unserer Schule weitergeht.




Zur Eurythmie
Eurythmie ist eine sehr junge Kunst, voller Leben und Möglichkeiten für die Zukunft – eine Bewegungskunst. Auch Sprache und Musik leben aus dem Element der Bewegung. Beides wird in der Eurythmie in die Sichtbarkeit gebracht. In der Eurythmie wird die Seele des Menschen mit Bildern ernährt. In diese Bilder kann der Schüler „eintauchen“ und sich immer neu mit ihnen verwandeln. Eurythmie lehrt uns, von der Vorstellung über das Gefühl in den Willen zu kommen.
Dadurch erfährt der Mensch eine Stärkung. Eine Bereicherung der Lebenskräfte, eine Belebung der Sinne, eine Sensibilisierung für alles Ätherische um uns herum kann sich durch die Eurythmie im Schüler, in der Schülerin entfalten.
In der Waldorfpädagogik ist sie ein wichtiges Element der Erziehung und wird von der ersten Klasse bis zum 12. Schuljahr unterrichtet. In Klasse 1 bis 4 wöchentlich einmal, ab Klasse 5 zweimal pro Woche.
Wir arbeiten in Klassenzusammenhängen, d.h. das soziale Miteinander wird über Jahre in Klein- oder Großgruppen, bzw.in Partnerarbeit erübt.
Ethik / Religion
Man kann unterscheiden zwischen Religion als Bekenntnis, zum Beispiel zu einer der Weltreligionen, und Religiosität als einer allgemein-menschlichen Haltung. Sie lässt sich am ehesten als Ehrfurcht vor dem Unsichtbaren beschreiben – vor dem, was an Weisheit in der Natur, aber auch in den Sprachen und eigentlich in allen Stoffen der einzelnen schulischen „Fachbereiche“ lebt und wirkt. Goethe spricht im „Wilhelm Meister“ von der Ehrfurcht des Menschen vor sich selbst als der höchsten Ehrfurcht.
Diese Qualität des Staunens und der inneren Offenheit gegenüber den geistigen Geheimnissen von Welt und Mensch durchzieht als Ideal allen Unterricht der Waldorfschule.
Es kann in den unteren Klassen zusätzlich gepflegt und als Gemütskraft veranlagt werden durch einen einstündigen freien Religionsunterricht im „klassischen“ Sinne.
In den oberen Klassen geht es mehr um die Unterstützung der gedanklichen Selbständigkeit und Urteilskraft der Heranwachsenden. Hier wird an unserer Schule ab der 8./9. Klasse das überkonfessionelle Fach Ethik zweistündig angeboten. In ihm ist Raum für die freie Diskussion aktuell relevanter Themen der Gegenwart und für das Kennenlernen verschiedener Weltanschauungen, Philosophien und Lebenskonzepte. Angestrebt wird ein erster Einblick in die Bewusstseinsgeschichte der Menschheit. Dabei kann ein Verantwortungsgefühl entstehen für ihr sich stets entwickelndes Wesen, für eine uns alle verbindende schöpferische Kraft, die man zwar mit religiösen Begriffen beschreiben kann, aber nicht muss. Heute tritt sie als eine höchst individuelle spirituelle Erfahrung auf. Sie versöhnt Menschen statt sie zu trennen.
Religiöse Erziehung an unserer Waldorfschule versteht sich in freilassendem Geist: diesen Zusammenhang von Individuellem und Universellem in der Unterstufe erahnbar und in der Oberstufe verstehbar zu machen.


Gartenbau/Landwirtschaftspraktikum
Im Mittelpunkt des Gartenbauunterrichts (6. bis 8. Klasse) steht das praktische Tätigwerden in und an der Natur. Damit soll den Heranwachsenden die Möglichkeit gegeben werden, ein reales Verständnis von natürlichen Zusammenhängen zu entwickeln. Während im ersten Jahr die Aneignung von gärtnerischen Grundfertigkeiten im Vordergrund steht, kommt im zweiten Jahr die Jungpflanzenanzucht hinzu sowie die Einführung einer einfachen Dreifelderwirtschaft. Im dritten Jahr liegt der Fokus auf der persönlichen Auswahl einer Gemüse- oder Kräuterkultur, die dann von der Aussaat bis zur abschließenden Veredelung (z.B. Einkochen) geführt wird.
Dass das Einsetzen des Gartenbauunterrichts mit der beginnenden Pubertät zusammenfällt ist kein Zufall, sondern bewusst so konzipiert. Gerade in dieser Umbruchphase bietet der Schulgarten im Spannungsfeld zwischen eigener Befindlichkeit und gärtnerischen Notwendigkeiten ein reichhaltiges Üb- und Reibungsfeld. [Aber auch dem jetzt stärker werdenden kausalen Denken einschließlich der Experimentierfreude eröffnen sich im Schulgarten Möglichkeiten, können diese Denkansätze dort doch im lebendigen Zusammenhang erprobt werden.]
In der 9. Klasse schließt das 3-wöchige Landwirtschaftspraktikum an, in dem die Jugendlichen – in aller Regel zu zweit – auf bäuerlichen Familienbetrieben mitarbeiten. Damit tritt die Tierhaltung in Gestalt von Fütterung und Pflege der jeweiligen Nutztiere hinzu. Neu ist auch der Schritt in eine reale Erwerbssituation. Anstelle des geschützten Schulgartens tritt nun ein Hoforganismus mit seinen natürlichen Gegebenheiten aber auch entsprechenden wirtschaftlichen und sozialen Notwendigkeiten. Sich hierauf einzulassen ist eine zentrale Herausforderung dieses Praktikums.
Der Turnunterricht
Mit Eintritt in das dritte Schuljahr findet nun auch der eigentliche Turnunterricht statt. Standen davor noch verschiedene Kreisspiele im Mittelpunkt, geht es nun darum, den Raum und den eigenen Körper zu ergreifen. Spielerisch lernen die Schülerinnen und Schüler in der 3. und 4. Klasse erstmals die verschiedenen Geräte anhand von Gerätelandschaften kennen, welche oftmals durch Geschichten eingeführt werden.
Viele Unterrichtsbereiche sind auch an die Inhalte des Hauptunterrichts angegliedert. So finden beispielsweise in der 5. Klasse die Olympischen Spiele statt.
In den darauf folgenden Klassen wird der Fokus zunehmend auf die gezielte Erarbeitung bestimmter Bewegungsabläufe gelegt. Das Erleben der eigenen Grenzen und des Sich-Überwindens sollen im Unterricht möglich gemacht werden.
Ein weiterer Bestandteil ist die Bothmergymnastik, die unterstützend auf die oben genannten Aspekte eingeht.


Der Plastizierunterricht
Mit der 9. Klasse wird der Stundenplan der Schüler_innen um einige neue Fächer ergänzt. Themen, die zuvor im Hauptunterricht ihren Platz hatten, werden nun epochenweise von Fachlehrer_innen unterrichtet.
Auch das Plastizieren wird neu gegriffen. Ab der 9. Klasse setzen sich die Schüler_innen intensiv mit dem Material Ton auseinander und üben sich in der Gestaltung und Begegnung von planen, konkaven und konvexen Flächen. Mit der Zeit kommen dabei nicht nur ihre Hände zum Einsatz, sondern sie erlernen ebenso den Umgang und das Formen mit den verschiedenen Werkzeugen und das Aufarbeiten des Materials.
Während die Schüler_innen mit dem Ton arbeiten, geht es unter Anderem darum, ihre Wahrnehmung zu schulen, Beobachtungen genau und detailgetreu wiederzugeben und ihr Durchhaltevermögen zu stärken.
Handarbeit
An unserer Schule ist der Handarbeitsunterricht ab der 1. Klasse fest integriert in den Stundenplan. Die Schüler_innen lernen über die Jahre hinweg das Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen von Hand und mit verschiedene Maschinen, sie schneidern, spinnen mit Spinnrädern und setzen sich in der Textiltechnologie mit Materialherkunft, -zusammensetzungen und Webtechniken auseinander. Auch die Kartonage und die Buchbinderei sind Teil unseres Lehrplans.
So erlernen die Kinder und Jugendlichen nicht nur die verschiedenste Techniken der Textilbearbeitung und der Herstellung eigener Kleidung, bis sie sich fast komplett von der Mütze bis zum Strumpf selbst einkleiden können, sondern sie üben sich in der Feinmotorik, schulen ihre Sinne und sind dabei geistig, gestalterisch und künstlerisch tätig.




Naturwissenschaften
Bereits ab der 4. Klasse erteilen unsere Klassenlehrer im Sinne einer möglichst erfahrungsgemäß-bildhaften, die Freude an der Schönheit und Weisheit der uns umgebenden Natur weckenden Hinführung auf die Naturwissenschaften, Tier-, Pflanzen- und später auch Menschenkunde-Unterricht in mehreren Epochen.
In der 6. Klasse beginnt dann der eigentliche naturwissenschaftliche Unterricht mit einer Physikepoche. Hier werden die SchülerInnen zunächst vorsichtig mit den kausalen Zusammenhängen der unbelebten Natur und dem Wesen der Naturgesetze bekannt gemacht. Sie lernen in einer Art Propädeutik bis zur 8. Klasse die Vorgehensweise der Naturwissenschaften im Allgemeinen sowie die Grundlagen der Optik, Akustik, Mechanik, Thermodynamik und Elektrizitätslehre im Besonderen kennen.
Ab der 7. Klasse beginnt der Chemie-Unterricht, in dem die SchülerInnen lernen, aus genauen Versuchsbeobachtungen und anschließenden Auswertungsgesprächen, die Grundlagen der Stoff-Verwandlungen durch Feuer und Wärme sowie durch Säuren und Laugen abzuleiten.
In der 8. Klasse wird diese Vorlehre mit einem Überblick über die Chemie der Grundnahrungsmittel (Kohlehydrate, Eiweiß, Fette) abgeschlossen.
In der Oberstufe ab der 9. Klasse werden in jeweils drei bis vierwöchigen Epochen die Fächer Physik, Chemie und Biologie von Fachlehrern unterrichtet. Wir legen sehr großen Wert auf einen von Demonstrations- und Schüler-Experimenten geprägten naturwissenschaftlichen Unterricht, in dem das genaue Beobachten und zu klarem Denken und Verstehen führenden Betrachten der Ergebnisse die wesentlichen Elemente sind. Die SchülerInnen sollen möglichst aktiv den Weg von der Beobachtung zur Erkenntnis gehen lernen, weshalb wir auf die Verwendung herkömmlicher Schulbücher auch in den Naturwissenschaften weitgehend verzichten.
Die Schwerpunkte von Klasse 9 bis 12 sind:
9. Klasse
Physik: Die Welt der Technik: Thermodynamik, Kraftmaschinen und Kommunikationstechnik
Chemie: Abbauende Chemie im Organischen: Von der Stärke bis zum Ether – Verwandlungen des Zuckers
Biologie: „Der äußere Mensch“: Die Sinnesorgane und der Bewegungsapparat des Menschen im Vergleich zu Tieren
10. Klasse
Physik: Mit dem Denken zur Erkenntnis: Mechanik, Energie und Leistung
Chemie: Chemische Grundprozesse in der Mineralwelt: Salze, Säuren und Laugen
Biologie: „Der innere Mensch“: die vegetativen Organe des Menschen im Vergleich zu Tieren
11. Klasse
Physik: Mit Modellen erklären was unsere Sinne nicht erfassen: Elektrizitätslehre, Atommodelle, Radioaktivität
Chemie: Übersicht über die Elemente, Periodensystem und funktionelle Gruppen der oragnischen Chemie
Biologie: Cytologie (Zellkunde), Mikroskopie, Molekularbiologie und die Vererbungslehre (Genetik)
12. Klasse
Physik: Übersicht über die Physik und Wissenschaftstheorie: Optik, Relativitätstheorie, Welle-Teilchen Dualismus
Chemie: Übersicht über die Welt der Stoffe in vierfacher Differenzierung: anorganisch, organisch von Lebensorganismen beherrscht, animalisch, menschlich
Biologie: Biodiversität, Evolution und ökologische Anpassungen